16.11.2022 – Orientierung für MS-Neudiagnostizierte – das möchte die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Hessen mit einem neuen Projekt bieten. Gemeinsam mit vier Kliniken mit zertifizierten Multiple Sklerose (MS) Zentren im Rhein-Main-Gebiet soll frühzeitig eine unabhängige professionelle Beratung und Unterstützung angeboten und die Vorteile eines gesunden Lebensstils vermittelt werden. Das Projekt hat im November 2022 begonnen und wird von der Techniker Krankenkasse gefördert.
Gemeinsames Projekt-Ziel ist, Neuerkrankte zeitnah nach der MS-Diagnose individuell und unabhängig zu beraten und zu unterstützen. Zweites wichtiges Ziel ist, die eigenen positiven Einflussmöglichkeiten auf die Symptomatik und auf das Voranschreiten der Multiplen Sklerose durch einen gesunden Lebensstil aufzuzeigen und zu fördern. Hierzu entwickelt die DMSG Hessen innerhalb des Projektes entsprechende Informationen und Angebote. Beide Ansätze sollen dazu führen, dass neu von MS-Betroffene besser versorgt und unterstützt werden und sie gleichzeitig selbst positiv auf ihren Lebensstil einwirken und dadurch ihre Lebensqualität aktiv verbessern können.
Bislang sind vier DMSG-zertifizierte neurologische Kliniken an dem Selbsthilfe-Projekt beteiligt: Die Deutsche Klinik für Diagnostik (DKD) Helios Klinik Wiesbaden, die Universitätsklinik und das Krankenhaus Nordwest in Frankfurt sowie die Sana Klinik Offenbach.
Schock-Diagnose MS
Die Neudiagnose „Multiple Sklerose“ (MS) ist für die Betroffenen meist ein Schock und kann in eine echte Lebenskrise führen. Neben den neurologischen Symptomen und Einschränkungen, die zu der Diagnose geführt haben, werden oftmals in Gedanken Katastrophenszenarien durchgespielt. Denn die MS ist zwar zunehmend besser behandelbar, aber noch immer nicht heilbar.
Eine integrierte Versorgungsstruktur, wie bei anderen chronischen Erkrankungen, ist bei der neurologischen Autoimmunerkrankung MS in Deutschland noch nicht etabliert. Die Betroffenen erleben das Gesundheitssystem als sehr unübersichtlich und komplex. Zudem fehlt das Wissen, wie Betroffene ihre Lebensqualität selbst erhöhen und die Symptome der MS verringern können.
„Für die Betroffenen entstehen mit der Diagnose umgehend Fragen, auf die sie im Gesundheitssystem nicht immer sofort eine Antwort bekommen. Die Selbsthilfe unterstützt hier mit dem Erfahrungsschatz und den Kompetenzen, die andere Betroffene innerhalb ihrer Lebenssituation bereits erworben haben. Der Austausch untereinander kann helfen, die jeweils eigene Lebenssituation zu stabilisieren und die Eigenkompetenz zu stärken“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen, überzeugt von der wichtigen Rolle der Selbsthilfe im Gesundheitswesen.
Die Erstdiagnose MS wird meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren gestellt, Frauen sind mit 2/3 häufiger betroffen als Männer. In dieser aktiven Lebensphase gibt es viele Themen, die neu gedacht und strukturiert werden müssen: Arbeit und Ausbildung, Familie, Freunde, Wohnumfeld, Hobbies etc. Bei allen Fragen rund um die Diagnose und das Leben mit MS unterstützt die DMSG Hessen individuell nach Bedarf.
Neurolog:innen und DMSG – für MS-Neu-Patient:innen
Die DMSG Hessen entwickelt als Selbsthilfeorganisation während des Projekts Angebote und Medien, die Neurolog:innen der Partnerkliniken bereits mit der MS-Diagnose direkt an ihre Patient:innen übergeben können: Hilfestellung und Kontakt zur DMSG Beratung, Unterstützung durch die Selbsthilfe sowie Anregungen und Angebote, einen gesunden Lebensstil zu etablieren. Die DMSG-Beratungen können schon in den Kliniken erfolgen, da die DMSG hier regelmäßig Außensprechstunden anbietet. „Für uns ist es äußerst wichtig, den Patient:innen unabhängige Information und Hilfestellung zu bieten“, erläutert DMSG Hessen Geschäftsführer Benno Rehn. „Denn die ansprechenden Patient:innen-Programme der Pharmaunternehmen sind kritisch zu betrachten.“
Die Deutsche Klinik für Diagnostik Helios Klinik Wiesbaden freut sich über das neue Beratungsangebot in den Räumlichkeiten der Klinik: „Wer mit der Erstdiagnose Multiple Sklerose konfrontiert wird, hat viel zu verarbeiten. Die Betroffenen haben Fragen, von denen viele über das rein Medizinische hinausgehen. Daher ist es ein Gewinn für unsere Patienten, dass wir eine Verzahnung mit dem wertvollen Beratungsangebot der DMSG an unserem Standort realisieren konnten“, sagt Prof. Dr. Till Sprenger, Ärztlicher Direktor der DKD Helios Klinik und Chefarzt der Neurologie.
Projektvorstellung in DKD Helios Klinik Wiesbaden
Am Mittwoch, den 23.11.22 wird das gemeinsame Projekt ab 17:00 Uhr in der DKD Helios Klinik Wiesbaden, Aukammallee 33, vorgestellt. Die DKD-Neurolog:innen Dr. Ann-Sophie Lauenstein und Dr. Mathias Wahl werden zudem in zwei Vorträgen über Neuigkeiten und Herausforderungen in der MS-Therapie berichten. Hierzu sind MS-Neudiagnostizierte, Menschen mit MS und Interessierte herzlich eingeladen. Weitere Informationen zu der hybriden Veranstaltung und Anmeldung zur Veranstaltung vor Ort oder Online auf der Website der DMSG Hessen. https://dmsg-hessen.de/2022/11/14/projekt-orientierung-ms-neudiagnostizierte/
Durch die enge Kooperation mit den vier Kliniken können rund 1/3 der jährlich etwa 1.200 MS-Neudiagnostizierten in Hessen direkt adressiert werden. Insgesamt leben derzeit rund 27.000 Menschen mit Multipler Sklerose in Hessen. Alle Menschen mit MS und vergleichbaren Erkrankungen sowie ihre Angehörigen können sich in allen Regionen Hessens kostenlos und unabhängig von der DMSG beraten und unterstützen lassen.