Kassel, 16. August 2021. Die Aktionswoche „MS – Meine Spur“ ist heute in Kassel gestartet. Bis 21. August ist eine Kerngruppe der Darmstädter MS-Gruppe Radfahrlust mit ihren Liegedreirädern unterwegs und macht in fünf hessischen Städten Halt: Kassel, Fulda, Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt. Die Aktionswoche ist ein Gemeinschaftsprojekt der Gruppe „Radfahrlust“ und der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Landesverband Hessen. Zum Auftakt der Rundtour war die Gruppe am heutigen Montag in Kassel, wo die DMSG Hessen mit einer Regionalstelle vertreten ist.
In einem Pressegespräch in der Neurologischen Gemeinschaftspraxis Kassel und Vellmar verdeutlichte der Geschäftsführer der DMSG Hessen, Benno Rehn, wie „wichtig für Menschen mit MS Bewegung und Sport als Teil der aktiven Gesundheitsvorsorge“ bei dieser neurologischen Erkrankung ist. Insbesondere die „Radfahrlust“ demonstriere seit vielen Jahren eindrucksvoll, „im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung zu bleiben“.
Einer der seit vielen Jahren aktiv bei der Radfahrlust dabei ist, ist Andreas Herber. Der 66-Jährige aus Alzenau stieß 2015 zu der Darmstädter Gruppe, die seit seit 2009 unter der Leitung von Gründer Klaus Vock Jahr für Jahr eine einwöchige Sternfahrt mit bis zu 50 Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet organisiert, unterstützt von den Liegedreiradherstellern HP Velotechnik, Hasebike und Icletta, die für die Touren mehrere Ausleihmodelle zur Verfügung stellen. Wegen der MS war es Andreas Herber motorisch nicht mehr möglich, auf einem Zweirad zu fahren. „Ich hatte einfach Probleme beim Absteigen“, berichtete er beim Pressegespräch. Schließlich erfuhr er von der Radfahrlust und den Trikes, war neugierig, probierte das Fahren damit aus und ist seither ein passionierter Liegedreiradfahrer. Andreas Herber, die ganze Radfahrlust-Gruppe teilen denn auch das von ihrem Gründer Klaus Vock geprägte Motto „Freiheit auf drei Rädern“.
Sportliche Aktivitäten haben positive Auswirkungen auf die Erkrankung MS. Auch auf die psychische Stabilität. Daher bietet die DMSG Hessen seit Ende 2019 das neue „Funktionstraining bei MS“ an, während der Corona-Pandemie auch als Online-Training. Neurologe Christoph Lassek bestätigte die positiven Faktoren von Bewegung und Sport bei Multiple Sklerose. „Vielen MS-Patienten sieht man die Erkrankung nicht an, weil ihre Einschränkungen nicht offensichtlich sind“, führte der Neurologe aus: „Aber Bewegung trägt dazu bei, fit zu bleiben.“
Welche Bewegungen und Übungen die jeweils richtigen für einen Menschen mit MS sind, das zeigen die geschulten Funktionstrainer bei MS, führte Projektleiterin Dr. Stephanie Woschek aus. Sie hatte 2019 für die DMSG Hessen das Funktionstraining bei MS entwickelt und leitet diesen Bereich
Ebenso unverzichtbar sind weitere unterstützende Angebote, zu denen der medizinische Bereich, psychosozialen Komponenten und die Sozialberatung zählen. Daher ist in Nordhessen die in Kassel beheimatete MS-Regionalstelle unter der Leitung von Sonja Waschilowski für Menschen mit MS eine zentrale Anlaufstelle. „Wir unterstützen Menschen mit MS in ihrem Leben“, unterstrich die Sozialberaterin. Dazu gehört auch die Hessische Fachstelle für Wohnberatung, die ebenfalls am Pressegespräch teilnahm. Dank der ausgebildeten haupt- wie ehrenamtlichen „Wohnberater schauen wir vor Ort, wie die Wohnsituation ist und wie diese verbessert werden kann“, erläuterte Natalia Heuser von der Fachstelle. All das zeige: „Die DMSG Hessen funktioniert am besten als zentrales Teil eines Netzwerks bestehend aus Menschen, Angeboten und Gruppen, die möglichst gut und effektiv miteinander kooperieren, entsprechend den Bedürfnissen von Menschen mit MS“, betonte Geschäftsführer Benno Rehn abschließend.
BU: Nach dem Pressegespräch machte sich die Radfahrgruppe auf den Weg in den Bergpark (v.l.): Andreas Herber, Sonja Pfister, Simone Jakobi, dahinter Sonja Waschilowski und Benno Rehn. Bild: Peter Tiggemann.
Kontakt: Sonja Thelen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Email: thelen@dmsg-hessen.de, Büro: Tel. 069 / 40 58 98 22, mobil (ab 16. August): 0163-7174501.
Die DMSG Hessen
1980 wurde der Landesverband Hessen e.V. in der DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) gegründet. Die DMSG Hessen ist eine Selbsthilfeorganisation und Interessenvertretung für MS-Kranke in Hessen und hat in Frankfurt ihren Sitz. 20 haupt- und über 500 ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten hier für zirka 19.000 Betroffene in Hessen. Der Landesverband Hessen ist einer von 16 rechtlich selbständigen Landesverbänden, der Bundesverband mit Sitz in Hannover unterstützt die Landesverbände in ihrer Arbeit. Die DMSG Hessen setzt sich für ein weitgehend selbst bestimmtes Leben in Würde, auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und auf Chancengleichheit im beruflichen und gesellschaftlichen Leben ein. In den 40 Jahren seines Bestehens ist es dem Landesverband gelungen, in Hessen ein Netz der Unterstützungsleistungen und Unterstützern zu spannen. In künftig 6 Regionalstellen (Darmstadt, Frankfurt, Fulda, Kassel, Wiesbaden und ab Herbst 2021 neu in Gießen), über 80 Selbsthilfe- und Kontaktgruppen sowie mit einem Netz von Menschen mit MS, die andere Menschen mit MS beraten, finden Mitglieder wie auch Nichtmitglieder hessenweit und wohnortnah unabhängige kompetente Unterstützung. Die DMSG Hessen unterstützt so die Behandlung und ergänzt da, wo staatliche Leistungen fehlen oder unzureichend sind.
Was ist Multiple Sklerose?
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und anderen weitgehenden Beeinträchtigungen führen kann. In Deutschland leiden rund 252.000 Menschen an MS, davon geschätzt 19.000 in Hessen. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht bekannt. Sie ist nicht ansteckend. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. MS kann heute frühzeitig günstig beeinflusst werden. Die Anzahl der Neuerkrankungen gerade bei jungen Menschen nimmt stetig zu.
Das Spendenkonto der DMSG Hessen: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE74 550 205 000 007 605 200, BIC: BFSWDE33MNZ