Der Frühling ist eine Zeit des Erwachens und des Neubeginns. Die Natur erblüht, die Tage werden länger und die Sonne schenkt uns mehr Wärme und Licht. Nach den oft grauen Wintermonaten spüren viele Menschen eine neue Lebenskraft. Diese Jahreszeit können wir wunderbar nutzen, um Achtsamkeit zu üben und bewusst in den Alltag zu integrieren. Achtsamkeit im Frühling ist besonders hilfreich und schön, weil sie uns erlaubt, die kraftvolle Energie dieser Jahreszeit bewusst wahrzunehmen und mit ihr in Verbindung zu treten.

Achtsamkeit, was ist das überhaupt:

Achtsamkeit ist eine bewusste Art, das Leben wahrzunehmen und mehr als Aufmerksamkeit! Achtsamkeit ist eine offene, nichtwertende Haltung all dem gegenüber, was gerade ist. Sie hat eine heilsame, reinigende und klärende Qualität. Durch die innere Haltung der Achtsamkeit erlauben wir uns auch unangenehme Gefühle, wie Stress, Wut, Ärger, Trauer Angst, Sorgen oder Schmerzen wahrzunehmen und geben ihnen Raum, zu sein. Durch das bewusste Einnehmen einer akzeptierenden Haltung kommen nicht nur unangenehme Dinge ins Bewusstsein, sondern auch heilsame geistige Qualitäten. Der geübte Geist wird ruhiger, gelassener und freundvoller. Die Praxis der Achtsamkeit stammt aus der buddhistischen Tradition. Sie wurde in den letzten Jahrzehnten auch wissenschaftlich erforscht. Sie hilft nachweislich Stress zu reduzieren, das Wohlbefinden zu steigern und mit Herausforderungen gelassener umzugehen.

 

Wie kann ich in die Achtsamkeitspraxis einsteigen:

Wenn wir mit Achtsamkeitstraining und Meditation beginnen, ist es anfangs nicht leicht, den eingespielten Tagesabläufen und Gewohnheiten etwas Neues entgegenzusetzen und sich den Moment zu nehmen, kurz innenzuhalten. Es lohnt sich jedoch auch nur kleine regelmäßige Übungen einzubauen. Achtsamkeit lässt sich auf viele Arten in den Alltag einbauen – grundlegende Methoden die Achtsamkeit oder die Meditation zu üben sind die Atembeobachtung, das Beobachten des Körpers und der Gefühle und Gedanken. Aber auch das bewusste Durchführen einer Tätigkeit z.B. das Einnehmen einer Mahlzeit oder das bewusste Beobachten z.B. der Natur kann die Achtsamkeit schulen.

Hier eine Übung für den Anfang:

Achtsames Atmen – unser Atem ist immer da, er kann uns helfen, im Moment anzukommen.

  • Finde eine bequeme Haltung (Sitzen ist eine klassische Haltung, um die Aufmerksamkeit auf die Atmung zu richten, dies muss kein Schneidersitz sein, sondern kann ein bequemer, aufgerichteter Sitz sein, im Liegen ist dies auch möglich)
  • Nimm wahr, welche Geräusche, Gedanken, Gefühle da sind und verabschiede dich bewusst für die Dauer der Achtsamkeitsübung von ihnen
  • Schließe die Augen und folge der Empfindung deines natürlichen Atems, wie er durch die Nase einströmt, Brust und Bauchraum füllt und wieder ausströmt
  • Halte die Aufmerksamkeit an einem bestimmten Punkt: entweder die Gegend des Bauches oder der Nasenöffnung. Spüre wie sich die Bauchdecke hebt und senkt oder (feiner) wie die Luft durch deine Nasenöffnung ein und ausströmt
  • Erwarte nichts und bewerte nichts dabei
  • Es gibt jetzt nichts zu tun – lass deinen Atem kommen und gehen, versuche nicht, etwas zu verändern
  • Es ist ganz natürlich, dass der Geist immer wieder abschweifen wird. Führe ihn freundlich, sanft und vor allem geduldig wieder zum Atemvorgang zurück

Achtsamkeit in der Natur –  die Natur ist ein idealer Ort, um Achtsamkeit zu üben, hier herrscht ein natürliches Gleichgewicht und besonders im Frühling diese wundervolle belebende Stimmung. Achtsamkeit öffnet unser Herz für die vielen kleine Wunder, die besonders im Frühling überall zu sehen sind und erfüllt uns mit Dankbarkeit.

Verbringe bewusst Zeit in der Natur:

  • Höre die Geräusche um dich herum – Vogelgezwitscher, das Rauschen des Windes
  • Gehe bewusst langsam einen Weg oder über eine Wiese
  • setzt dich an einen schönen Platz in der Natur und beobachte
  • Schau dir eine Pflanze oder Blume genau an
  • nimm bewusst die vielen Gerüche im Frühling wahr

Achtsamkeit für Menschen mit MS –  Achtsamkeit kann eine wertvolle Ressource im Alltag mit MS sein. Regelmäßige Achtsamkeitspraxis ist kein Wundermittel, aber sie kann helfen das Leben bewusster, gelassener und positiver zu gestalten.

Hier ein paar Beispiele:

  • Energie bewusst managen: statt gegen Müdigkeit anzukämpfen, hilft es, den eigenen Rhythmus achtsam zu beobachten und Pausen bewusst einzuplanen
  • Mit Unvorhersehbarkeit umgehen: Achtsamkeit hilft, weniger in Angst vor der Zukunft zu verharren und im jetzigen Moment zu sein und ihn anzunehmen
  • Stress- und Schmerzreduktion: kurze Achtsamkeitsübungen können helfen, Anspannung zu lösen z.B. Atemwahrnehmung, Körperreise

Diese kleine Geschichte veranschaulicht sehr schön, um was es geht:

Ein Zen – Schüler fragt seinen Meister: “ Was unterscheidet den Zen – Meister von einem Zen – Schüler?“ Der Zen – Meister antwortet:  „Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich.“ „Wieso, das mache ich doch auch.“ Der Zen – Meister antwortet: “ Wenn du gehst, denkst du ans Essen und wenn du isst, dann denkst du ans Schlafen. Wenn du schlafen sollst, denkst du an alles mögliche. Das ist der Unterschied.“

Wir leben in einer sehr komplexen Welt, in der es sehr leicht ist, sich ständig abzulenken und mit allen möglichen Informationen und Dingen zu beschäftigen. Achtsamkeit ist eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Methode, um das Leben bewusster und entspannter zu gestalten. Durch die Zentrierung auf die Gegenwart und auf die Erfahrung im gegenwärtigen Moment, hilft sie, sich selbst besser zu spüren, Stress zu reduzieren und sich mit den eigenen Ressourcen achtsam zu verbinden. Es hört sich leichter an, als es ist, deshalb nehmt euch nicht zu viel vor und fangt mit kleinen Schritten an. Versucht Achtsamkeit für euch zu kultivieren und baut euch kleine Auszeiten in den Alltag ein. Nehmt euch zum Beispiel für eine Mahlzeit am Tag Zeit und genießt sie ganz bewusst oder fangt mit der Atembeobachtung an. Es reichen schon ein paar Minuten! Seid neugierig und offen für die vielen kleinen Wunder, die ihr entdecken und wahrnehmen werdet. Besonders jetzt im Frühling ist es eine wunderbare Gelegenheit damit zu beginnen.

Viel Freude beim Ausprobieren!

Unser nächster Blogbeitrag erscheint am 20.03.2025! Bis dahin genießt achtsam eure ersten Frühlingsmomente :) Eure Nicole