Ein Gastbeitrag von unserer Kollegin Jacqueline Heinz, die bei der DMSG Hessen u.a. Ansprechpartnerin für das Thema (digitale) Hilfsmittel ist.

Hilfsmittel tragen zum Erhalt der Selbstständigkeit, Sicherheit, Alltagsbewältigung und sozialer Teilhabe bei.

Im Laufe einer chronischen Erkrankung verändert sich der Hilfsmittelbedarf, weshalb die Hilfsmittelversorgung einem stetigen Anpassungsbedarf unterliegt. Jedes Hilfsmittel hat andere Ausstattungsmerkmale, Funktionen  und Bedienelemente, die an die Bedürfnisse und Bedarfe jedes Einzelnen angepasst werden. Für ein möglichst selbstbestimmtes Leben, ist jedoch auch die Umgebung der Betroffenen von zentraler Bedeutung. Leider gibt es im öffentlichen Raum (umfasst öffentliche Gebäude als auch Verkehrswege und Flächen) immer noch sehr viele Barrieren. Auch barrierefreie Wohnungen sind rar. Neben klassischen Wohnungsanpassungen und -umbauten erleichtern Hilfsmittel als auch technische Lösungsansätze (wie z.B. die Smart-Home-Technologie) die Teilnahme an Aktivitäten des täglichen Lebens.

In den letzten Jahren schreitet die Verbreitung von sogenannten Ambient Assisted Living Technologien voran. Der Begriff Ambient Assisted Living (kurz: AAL) beschreibt alltagsunterstützende Assistenzsysteme, also Produkte und Dienstleistungen, die das Leben von Menschen mit Beeinträchtigung erleichtern sollen, um ein möglichst selbst bestimmtes und autonomes Leben führen zu können. So können sie dazu beitragen physische Einschränkungen, sensorische Beeinträchtigungen oder kognitive Schwierigkeiten auszugleichen, wodurch die Lebensqualität deutlich gesteigert werden kann. Der Erhalt der Gesundheit und der Funktionsfähigkeit, die Erhöhung der Sicherheit und die Verhinderung der sozialen Isolation sind zentrale Ziele dieser Technologien. Dabei beschränkt sich die Unterstützung nicht ausschließlich direkt auf die Beeinträchtigten, sondern bezieht zugleich auch das sozialen Umfeld mit ein.

Die Bandbreite an AAL Technologien ist inzwischen groß und reicht von einfachen mechanischen Geräten bis hin zu hochmodernen elektronischen Systemen. So erleichtert z.B. eine elektrische Türschwellenbühne die Mobilität, eine absenkbare Küchenarbeitsplatte unterstützt alltäglichen Aufgaben wie das Kochen, eine Smart Watch dient zur Überwachung von Gesundheitsparametern, Sprachausgabe helfen bei der Verbesserung der Kommunikation und Sturzerkennungssysteme oder Herdüberwachungssysteme tragen zur Sicherheit im Alltag bei. Die genannten Systeme zeigen nur einige wenige Beispiele von dem riesigem Wachstumsmarkt mit Zukunft auf.

Um eine bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten, ist die richtige Produktauswahl, angepasst an die speziellen Bedürfnisse und Bedarfe jedes Einzelnen, von zentraler Bedeutung. Eine ausführliche Aufklärung und Beratung – auch hinsichtlich Finanzierungsmöglichkeiten – sind vor der Anschaffung essentiell. Vor allem die Finanzierungsfrage ist oftmals der Grund, weshalb sich vorhanden Technologien und Konzepte noch nicht, wie erwartet, in dem Maße durchgesetzt haben.

Letztendlich tragen Hilfsmittel und AAL Technologien in Verbindung mit einen barrierefreiem Umfeld wesentlich zu einer selbstständigen Lebensführung  und sozialer Teilhabe im Alltag bei. Aktuell finden AAL Technologien vor allem im privaten Bereich Verwendung. In Zukunft sollen AAL Produkte und Dienstleistungen weiter ausgebaut werden. Dabei steht nicht nur das private Wohnumfeld, sondern vor allem auch die Teilhabe am öffentlichen Leben im Fokus der Forschung, da aufgrund der defizitären Situation im Bereich der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum derzeit oftmals weiterhin viele alltäglichen Situationen den Beeinträchtigten erschwert bleiben. Zugleich wäre künftig eine besseres Beratungsangebot, Finanzierungsmöglichkeiten sowie der Abbau von Barrieren im öffentlichen Raum wünschenswert.

Neuste Entwicklungen im Bereich der Mobilität, barrierefreien Wohn- und Arbeitsgestaltung, sowie Hilfsmittel und Technologien für Menschen mit Beeinträchtigungen sind auf Rehacare Messe im Düsseldorf vom 25.09. bis 28.09.24 zu erleben.

Gerne können Sie mich bei Fragen oder Beratungsbedarf unter heinz@dmsg-hessen.de oder unter 0175/7550711 kontaktieren.

Wir bedanken uns herzlichst für diesen informativen Gastbeitrag von unserer Kollegin Jacqueline Heinz! Unser nächster Blogbeitrag mit dem Thema „Work-Life-Balance: Wie man die Arbeitswelt und das persönliche Leben in Einklang bringen kann“ erscheint am 24.10.24 erscheint!  Bis dahin eine gemütliche Herbstzeit! Eure Sabine