So wie die die Ernährung kann sich auch das Fasten auf die Multiple Sklerose und andere Autoimmunerkrankungen auswirken. Manchmal ist der Verzicht auf Essen weitaus die bessere Wahl, als ständig etwas (Gesundes) zu essen, aber dadurch den Magen regelmäßig zu überfüllen. Denn einige von uns neigen eher zum Überessen als zum gemäßigten Essen.

Wer sich häufig überisst, hat ein erhöhtes Risiko an einer Magen-Darm-Erkrankung, an Diabetes, an einer Herzerkrankung, an Bluthochdruck oder an einer psychischen Störung (z.B. Angststörung, Depression) zu erkranken. Außerdem wird durch das dauerhafte Überessen der Magen gedehnt und es braucht immer mehr, damit sich ein Sättigungsgefühl einstellt. Eine Gewichtszunahme ist vorprogrammiert.

Fasten kann ebenso wie eine antientzündliche Ernährung eine unterstützende Maßnahme sein, um entzündliche Prozesse im Körper günstig zu beeinflussen.

Fasten ist allerdings nicht für jede(n) geeignet. Schwangere, stillende und untergewichtige Personen sollten generell nicht fasten. Auch ein akuter Infekt ist eine Kontraindikation. Menschen mit Vorerkrankungen oder mit der Diagnose MS sollten sich in jedem Fall vorab die Empfehlung des Arztes/der Ärztin (Hausarzt/-ärztin und/oder Neurologe/-in) einholen. Besonders bei einer Fastenmethode bei der nur Flüssigkeiten auf dem Essensplan stehen, ist Vorsicht geboten, wenn das Fasten mit der Einnahme von Medikamenten einhergeht. Denn viele Medikamente sollten nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden.

Fastenformen gibt es viele. Ich stelle hier kurz eine kleine Auswahl vor:
  • Intervallfasten: hier gibt es verschiedene Rhythmen. Die Gängigste ist die 16:8-Methode, bei der acht Stunden lang gegessen und 16 Stunden lang gefastet wird. Viele verzichten dabei auf das Frühstück, essen am frühen Abend das letzte Mal und dann wieder am Folgetag gegen Mittag (nach 16 Stunden Esspause). Eine Alternative dazu ist die 5:2-Methode, bei der an fünf Tagen die Woche normal und an zwei Tagen die Woche sehr wenig (abhängig vom Geschlecht 500-850 Kilokalorien) gegessen wird. Bei der 1:1-Methode wird im Wechsel an einem Tag normal und an einem Tag reduziert (25% der gewohnten Tagesration) gegessen. Das Gute am Intervallfasten ist, dass man dabei keine Muskelmasse verliert. Wie bei allen Fastenformen ist die Einnahme von viel Flüssigkeit währenddessen wichtig. Während der Fastenzeit dürfen jederzeit ungesüßte Getränke getrunken werden!!! Diese Fastenform begünstigt biochemische Prozesse im Körper, die sich positiv auf den Zucker- und Fettstoffwechsel auswirken.
  • Saftfasten: das Saftfasten ist eine Form des Heilfastens. Beim Saftfasten sind ausschließlich Wasser, ungesüßte Tees, (verdünnte) Obst- und Gemüsesäfte erlaubt (insgesamt zwei bis drei L /Tag). Die Dauer des Fastens kann individuell gewählt werden. Es sollte jedoch beachtet werden, dass es bei häufigen oder zu langen Saftkuren zu Mangelerscheinungen (z.B. Vitamin B12) kommen kann. Mithilfe von vorherigen Entlastungstagen wird der Körper auf die Flüssignahrung vorbereitet. Hierbei sollte auf gut verdauliche, unverarbeitete und ballaststoffreiche Lebensmittel (gedünstetes Gemüse, Gemüsesuppe, Porridge) sowie gesunde Öle und Fette zurückgegriffen werden. Ebenso ist im Anschluss an das Saftfasten das Fastenbrechen (eine Übergangskost; z.B. mit rohem oder gekochtem Apfel, abends Kartoffelsuppe) unabdingbar, um den Körper langsam wieder an feste Nahrung zu gewöhnen. Das Fastenbrechen sollte mindestens zwei Tage lang dauern, optimal wären ein Drittel der Gesamtlänge des Fastens. Für Menschen mit einer ausgeprägten Fruktose-Intoleranz ist diese Form des Fastens möglicherweise nicht geeignet. Saftfasten soll sich positiv auf die Herzgesundheit auswirken.
  • Reisfasten: Eine Reiskur wird für zwei bis zwölf Tage und ein- bis zweimal (auch ein Reistag pro Woche ist möglich) im Jahr empfohlen. Bei der Reiskur ernährt man sich täglich von 150 Gramm Reis (vorzugsweise Vollkorn- oder Naturreis, falls dieser vertragen wird), weichem und reifen Obst (auch als Mus), gekochtem, gedünstetem oder im Backofen gebratenen Gemüse (so viel wie ihr möchtet), Blattsalaten, Kräutern und Gewürzen, zwei bis drei Esslöffeln Pflanzenöl (Oliven-, Lein-, Hanf- oder Rapsöl) und wenig Salz. Einmal täglich sind eiweißhaltige Lebensmittel wie Nüsse, Samen, Tofu oder Hülsenfrüchte erlaubt. Zwischen den Mahlzeiten wird eine Esspause von vier bis sechs Stunden eingehalten. Die letzte Mahlzeit am Abend sollte möglichst nicht später als 19 Uhr sein. Kontraindikationen sind zusätzlich zu den oben genannten eine chronische Verstopfung, starke Kältegefühle oder eine chronische Nierenerkrankung. Reisfasten kann sich günstig auf Übergewicht, Hitzewallungen in den Wechseljahren, Hauterkrankungen, Ekzeme, Bluthochdruck, Ödeme, Kopfschmerzen, Migräne, hohe Cholesterinwerte oder entzündliche Prozesse im Körper auswirken.
  • Heilfasten: auch hier wird die Länge der Fastendauer individuell gewählt. Erlaubt sind während des Fastens Gemüsebrühe (1/4 L /Tag), verdünnte Saft- und Gemüsesäfte (1/4 L /Tag), 30 Gramm Honig, sowie Wasser und ungesüßte Kräutertees. Insgesamt sollten es mindestens 2,5 L Flüssigkeit pro Tag sein.  Auch beim Heilfasten muss der Körper vorab durch die Entlastungstage auf die Tage mit Flüssignahrung und im Anschluss durch das Fastenbrechen auf die feste Nahrung vorbereitet werden. Das Heilfasten wirkt sich ebenfalls positiv auf den Zucker- und Fettstoffwechsel aus und kann dabei helfen, Fettmasse zu reduzieren.

Auf Genussmittel (Kaffee, Tee mit Teein, Nikotin, Alkohol, Zuckerhaltiges…) sollte möglichst während der gesamten Fastenzeit verzichtet werden. Das gilt besonders für die Fastenformen, welche zeitlich imitiert sind und bei denen der Organismus durch eine gesonderte Nahrung (Flüssignahrung inbegriffen) entlastet werden soll.

Bei den Fastenformen ohne feste Nahrung ist eine vorherige Darmreinigung ein wichtiger Bestandteil der Fastenkur. Mithilfe der Einnahme von Bitter- oder Glaubersalz (Glaubersalz nicht empfohlen bei Bluthochdruck, Herzschwäche, entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen oder bekannten Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes) oder mithilfe von Einläufen kann der Darm vorab geleert werden, was den Körper zusätzlich entlastet und das Hungergefühl während des Fastens reduzieren kann. Dabei wird das Glaubersalz (30-40 gr. Auf ein Liter Wasser) innerhalb von 20 Minuten getrunken. Nach 30 Minuten werden zusätzliche 1-1,5 L Wasser oder Tee getrunken. Weitere Abführhilfen können sein: Pflaumen-, Sauerkraut- oder Zitronensaft.

Im Anschluss an die Feiertage im Dezember und die Karnevalstage im Februar, an denen gerne viel und ungesund gegessen wird, wird bevorzugt (aus der christlichen Tradition heraus) zum Fasten genutzt. Darüber hinaus fasten viele aber auch gerne ein- bis zweimal im Frühjahr, im Herbst oder zu anderen religiösen Fastenzeiten. Die DMSG Hessen bietet dieses Jahr ein begleitetes Fasten vom 29.02. bis zum 04.03.24 an. Vorab gibt es am 22.02.24 um 17.30 Uhr einen medizinischen Online-Vortrag von Frau Dr. Lauenstein mit dem Titel Fasten bei Autoimmunerkrankungen.

Überlegt Euch, ob Fasten eine unterstützende Methode zu eurer MS-Erkrankung sein kann. Nur wenn ihr euch damit wohlfühlt und euer Arzt/eure Ärztin euch das „Go“ dafür gibt, solltet ihr es ausprobieren. Die Verantwortung dafür tragt ihr selbst. Wir freuen uns über eure Erfahrungsberichte, interessante Artikel zu dem Thema, Hinweise zu Studien….

Unser nächster Gastbeitrag „Von Löffelchen“ von Gwendolyn Schulte erscheint am kommenden Donnerstag, 15.02.2024! Bis dahin schöne Karnevalstage und dreimal Alaaf  :-), eure Sabine