Das Uhthoff-Phänomen

Letzte Woche habe ich angekündigt, dass ich heute auf das sogenannte Uhthoff-Phänomen eingehen werde. Dem möchte ich nun nachkommen. Es ist für euch sehr von Vorteil, dieses Phänomen zu kennen, damit ihr den Umgang damit kennenlernt, und die mögliche Sorge davor verliert. Im günstigsten Fall verringert ihr durch vorbeugende Maßnahmen die Chance auf das Auftreten dieses Phänomens. Erst einmal aber nun die Erläuterung dieses Ereignisses:

Das Uhthoff-Phänomen wurde erstmalig 1890 von dem Augenarzt Wilhelm Uhthoff beobachtet und beschrieben: in Folge von einer gesteigerten Körpertemperatur durch sportliche Betätigung nahmen die neurologischen Symptome von MS-Betroffenen zu. In diesem Fall handelte es sich um Sehstörungen, die durch den beeinträchtigten Sehnerv hervorgerufen wurden.

Anfänglich ging man demzufolge davon aus, dass Sport schädlich für MS-Betroffene sei. Heutzutage nimmt man von dieser Einstellung Abstand. Auch wenn durch interne (Sport/Bewegung/Fieber) und externe Faktoren (hohe Außentemperaturen, heiße Bäder, stark temperierte Räume, darunter auch Saunen) nach wie vor typische MS-Symptome hervorgerufen werden können, setzt man auf die Vorteile von Sport bei MS-Betroffenen.

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse: Sport bei MS

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse lassen erkennen, dass Sport zusätzlich zu den bereits bekannten gesundheitlichen Vorteilen bei MS-Betroffenen

Reparaturmechanismen im Körper in Gang setzen,
• sich vorteilhaft auf die Neubildung von Nervenzellen auswirken,
• die Entzündungsparameter, die bei der Erkrankung eine bedeutende Rolle spielen, günstig beeinflussen,
• eine Fatigue (starke körperliche und/oder geistige Ermüdungserscheinung) verbessern,
Depressionen lindern,
und/oder
• die Kognition, also alle (un-)bewussten und individuellen Denk-, Verarbeitungs- und Wahrnehmungsprozesse, unterstützen kann.

Die Ursache dieser Gegebenheit vermutet man in einer verschlechterten Nervenleitfähigkeit in Folge des Temperaturanstiegs im Körper. Daraus können sich Pseudoschübe mit (vermehrten) Symptomen wie z.B. Zittern, Spastik, Sensibilitätsstörungen, Gleichgewichtsprobleme, Fatigue, Schwäche und/oder Sehstörungen ergeben.

Die Symptomregulation bzw. die Prävention dieses Phänomens geschieht durch die Ursachenbehebung/-vorbeugung, also das Beeinflussen des Temperaturanstiegs im Körper:

Symptomregulation bzw. Prävention

  • Ruhe bewahren
  • sportliche Aktivität abbrechen
  • ruhig atmen
  • kühlen Raum aufsuchen
  • kalt abduschen
  • aus der Sonne gehen
  • Klimaanlage, Jalousien und/oder Rolladen, insofern vorhanden, nutzen
  • frühzeitig unter Sonnenschirm/Markise aufhalten
  • (Hand-)Ventilator verwenden
  • kühlende Getränke zu sich nehmen
  • kühlende, gesunde Lebensmittel in Form von Obst wie Trauben, Melone, Beeren, Zitrusfrüchten… verzehren
  • kühlende Kleidung tragen (Kühlwesten, Kühltücher, Kühlshirts, Kühlkappen…)
  • Kühlpacks nutzen (Vorsicht auf Hautarealen bei herabgesetzter Sensibilität!!!)
  • Wadenwickel bei Fieber anlegen
  • kalte Arm- und Fußbäder anwenden
  • bei hohen Außentemperaturen sportliche Aktivitäten im Freien nur in den frühen Morgenstunden oder am Abend ausüben

In Folge der Ursachenbekämpfung mit den oben genannten Anregungen werden sich in der Regel die plötzlich aufgetretenen, gesteigerten Symptome zurückbilden.

Ist dies nicht der Fall, solltet ihr eure Neurologin/euren Neurologen zur Abklärung eines erneuten Schubs aufsuchen.

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Beitrag bei der Aufklärung dieses Themas unterstützen. Seid also achtsam mit eurem Körper und gebt besonders im Sommer auf euch Acht. 😊

Unser nächster Blogbeitrag „Die mediterrane Ernährung“ erscheint kommenden Donnerstag, 17.08.2023! Bis dahin, eure SaBine