Meine neue Realität passte zu der Zeit überhaupt nicht in mein Selbstbild. MS wurde von mir lange Zeit nicht in den Mund genommen. Da würde ich es ja akzeptieren und dem war nicht so! Noch etwa 6 Jahre konnte ich „normal“ damit weiterleben, man konnte ja nichts sehen. NOCH NICHT! Mit der Zeit schlichen sich jedoch für mich untypische Fehler in meine Arbeit ein. Meine Kollegen nahmen an, ich sei plötzlich unkonzentriert, desinteressiert und nicht bei der Sache. Entsprechend verschlechterte sich das Arbeitsklima. Ich zog mich zunehmend zurück und verlor sukzessive mein Selbstwertgefühl. Ich musste verstehen, dass es die Dorit die ich bis dahin kannte nicht mehr gab. Es stellte sich heraus, dass es ein Fehler war, meine „neue Realität“ nicht anzunehmen.
Es musste sich was ändern- ICH musste mich verändern!
Um niemandem mehr beweisen zu müssen was ich ja gar nicht mehr konnte und den damit einhergehenden ständigen Misserfolgen aus dem Weg zu gehen, beantragte ich eine Erwerbsunfähigkeitsrente und bekam sie nach 12 Monaten. Ich suchte endlich den Kontakt zu Gleichbetroffenen und meldete mich in der Plattform MS Connect an. Prompt lernte ich nette MS- Betroffene in meiner Nähe kennen. Mit einer neu gewonnenen, ebenfalls betroffenen, Freundin besuchte ich eine Selbsthilfegruppe in Fulda. Es tat unheimlich gut, sich nicht schämen zu müssen, das man „komisch“ und langsamer Läuft, oder Sachen vergisst die man doch gerade erst gehört hat…