Faszien sind bindegewebige Häute, die Muskeln, Knochen, Blutgefäße, Sehnen, Nerven, Organe … ummanteln, um diese zu stützen und zu verbinden. Häufig wird der Vergleich mit einer Mandarine oder Orange gemacht: die weiße, dünne Haut, die einige von uns akribisch abschälen, und die einzelnen Stücke zu einem Gesamtpaket zusammenhält, ist vergleichbar mit einer Faszienhaut. Neben der Haltefunktion schützt sie auch zugleich die Strukturen und ist Teil des Immunsystems. Darüber hinaus dient sie als Füllmaterial zwischen den einzelnen körperlichen Strukturen in unserem Körper und als „Kommunikationsnetz“. Über dieses Netz haben unsere Körperzellen die Möglichkeit miteinander zu kommunizieren, weswegen es auch zu dem größten Sinnesorgan gezählt wird. Diese Kommunikation dient u.a. der internen Wahrnehmung, bei welcher die Bewegungen und die Körperhaltung registriert und an das Gehirn rückgemeldet werden. Des Weiteren mutmaßt die Wissenschaft, dass Faszien an der Wundheilung und an der Temperatur-Regulierung beteiligt sind. Immobilisation kann zu einer schlechten Wundheilung und dadurch zu einer chronischen Wunde führen.
Früher hat man unseren Faszien wenig Bedeutung zugesprochen. Die Entdeckung ihrer Bedeutsamkeit mit ihren vielseitigen Funktionen ist ein Gewinn für unser Wohlbefinden. Denn auch Faszien können z.B. (wie Muskeln) steif werden (man sagt auch „verkleben“), wenn sie nicht ausreichend bewegt oder mobilisiert werden.
Durch Immobilität verlieren Faszien an Geschmeidigkeit und das kann Schmerzen verursachen. Auch Fehlhaltungen oder Überlastung können Beschwerden zur Folge haben. Ebenso können die Psyche und die Ernährung Einfluss auf die Beschaffenheit unserer Faszien haben, und gegebenenfalls zu Schmerzen führen.
Bei der Ernährung heißt es, dass säurebildende Nahrungsmittel sich ungünstig auf die Faszien auswirken. Dazu zählen vor allem tierische Produkte wie Milchprodukte, Eier und Fleisch. Günstig sind dagegen Lebensmittel, die basisch (insbesondere pflanzliche Nahrungsmittel) sind und Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin C, Silizium, B-Vitamine und D-Vitamine enthalten.
Genauso wichtig ist die Menge an Flüssigkeit, die wir täglich zu uns nehmen. Auch diese beeinflusst die Geschmeidigkeit unserer Faszien. Wie viel wir trinken sollen, ist abhängig von der Körpergröße, der Statur, dem Bewegungsverhalten, der Schwitzneigung, der Jahreszeit… Im Internet findet ihr dazu Wasserbedarf-Rechner. Optimale Getränke sind (Leitungs-)Wasser und ungesüßte Tees.
Bei der Psyche verhält es sich so, dass alles, was die Psyche belastet und den Muskeltonus (=die Muskelspannung) krankhaft erhöht, ist auch ungünstig für die Faszien. Dazu zählt vor allem Stress und innere Unruhe. Dem gegenüber steht demnach ein Ausgleichprogramm, was unsere Psyche entspannt.
Nun aber zu meinem eigentlichen Vorhaben, nämlich zu erläutern, wie man Faszien durch Bewegung geschmeidig machen oder halten kann:
Wer gerne mit Geräten arbeitet, der kann mit einem Faszienball oder einer Faszienrolle den verklebten Faszien zu Leibe rücken. Hierbei legt man sich mit der schmerzhaften Stelle auf den Ball oder die Rolle (am besten mit einem relativ harten Untergrund) und rollt (langsam!) mithilfe des Drucks durch das Körpergewicht über die schmerzhafte Stelle in Richtung Rumpf/Herz. An dem schmerzintensivsten Punkt hält man 20 bis 30 Sekunden inne. Alternativ kann man auch mit der Rolle oder dem Ball mithilfe der Hände die schmerzhaften Stellen bearbeiten. Der Druck, der hierbei entsteht, ist allerdings weniger stark wie wenn man das Rollen durch die Last des Körpergewichts unterstützt.
Auf entzündeten Stellen sollte nicht gearbeitet werden! Weitere Kontraindikationen: Rheuma, Krampfadern, Osteoporose, Tumore, akute Bandscheibenvorfälle, Blutverdünnungsmedikamente, frische Operation.
Was die aktive Bewegung ohne Geräte angeht, sind für die Faszien dreidimensionale, rotatorische, schwingende, federnde und/oder rhythmische Bewegungen besonders günstig. Manche Experten gehen davon aus, dass auch ein übliches Ganzkörper-Dehnprogramm ausreichend ist, um die Faszien geschmeidig zu halten.
Ich würde mich freuen, euch während meiner kostenlosen Online-Bewegungstrainings speziell für MS-Betroffene begrüßen zu dürfen. Auch hier trainieren wir sehr abwechslungsreich jegliche körperliche Strukturen. Die Einheiten dauern jeweils 45 Minuten und die schriftliche Anmeldung erfolgt über mich: kuehn@dmsg-hessen.de Nach der Anmeldung erhaltet ihr ein Schreiben mit allen wichtigen Informationen für das Training sowie den dazugehörigen Einwahl-Link.
Low Level
- Donnerstagmorgen 10.30 Uhr Online-Bewegungsangebot mit niedrigerem/mittlerem Niveau für stärker Beeinträchtigte mit und ohne Hilfsmittel (auch für Fatigue-Betroffene geeignet!) ODER Mittwochabend 19 Uhr
- Schwerpunkte: Kraft, Bewegungserweiterung, Gleichgewicht & Koordination; die Themen Spastik, Empfindungsstörungen & Schmerz werden zeitweise integriert
High Level
- Mittwochabend 18 Uhr Online-Bewegungsangebot mit hohem Niveau für Menschen mit aktiver Beinfunktion und ausreichender Kondition (z.B. auch für Neudiagnostizierte)
- Schwerpunkte: Kraft, Ausdauer (z.B. auch als High Intensive Intervall-Training (=HIIT) in Form von Tabata), Koordination, und Gleichgewicht
- Übungen auf dem Boden (Matte) sollten für TeilnehmerInnen kein Problem darstellen!
Alternativ habe ich hier Video-Vorschläge zum Nachmachen und bei freier Zeiteinteilung von Gabi Fastner, Liebscher&Bracht (mit Geräten), Einfach besser leben sowie Body und Mind (schwer):
Zusammenfassung für geschmeidige Faszien:
- Meide säurebildende, tierische Produkte wie Milchprodukte, Eier und Fleisch.
- Greife vorzugsweise zu basischen, pflanzlichen Lebensmitteln, die Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin C, Silizium, B-Vitamine und D-Vitamine enthalten.
- Trinke viel (deiner Körpergröße und deinem Körpergewicht entsprechend) Wasser und/oder ungesüßte Tees.
- Sorge für eine entspannte Seele durch regelmäßige Entspannungsmaßnahmen.
- Nutze dreidimensionale, rotatorische, schwingende, federnde und/oder rhythmische Bewegungen. um die Faszien zu mobilisieren
- Anwendungen mit einem Faszienball oder einer Faszienrolle mittels anhaltendem Druck (20- 30 Sekunden) in die schmerzhafte Stelle
- Führe ein gewöhnliches Ganzkörper-Dehnprogramm durch
Faszien dienen:
- als Halteapparat
- als Füllstoff
- zum Schutz von Strukturen
- der Abwehr als Teil des Immunsystems
- als Sinnesorgan zur Wahrnehmung und als „Kommunikationsnetz“
- der Wundheilung
- der Temperaturregulierung
Wenn ihr also Schmerzen habt, die haltungsbedingt oder durch Bewegungsmangel entstanden sein könnten, probiert gerne mal ein Faszienprogramm aus. Bei mir hat sich die Behandlung von schmerzhaften Bindegewebe schon oft bewährt.
Egal für was ihr euch entscheidet (vielleicht auch für nichts 😊): ich wünsche euch gutes Gelingen. Faszien muss man übrigens nicht erst mobilisieren, wenn man schon Schmerzen hat. Viel besser ist es, durch frühzeitige und ausreichende Bewegung Schmerzen vorzubeugen! Gerne nutze ich folgenden Spruch, um zum Bewegen zu motivieren: bis im Alter von 40 Jahren KANN man Sport machen (da verzeiht es der Körper einem wahrscheinlich noch). Ab 40 Jahren MUSS man Sport machen (ansonsten bekommt man schnell die Rechnung, wenn man seinen Körper vernachlässigt). Das gilt für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen gleichermaßen. 😊
Die Umsetzung macht ihr stets auf eigene Gefahr und Verantwortung!