Immer mehr Menschen in Deutschland schlafen schlecht – laut Krankenkassen ist die Zahl der Menschen mit Schlafstörungen in den letzten zehn Jahren um rund ein Drittel gestiegen. Stress, ständige Erreichbarkeit, Bewegungsmangel, Reizflut durch digitale Medien, hektischer Alltag, künstliches Licht bringen den natürlichen Schlafrhythmus zunehmend aus dem Gleichgewicht.

Dabei ist Schlaf weit mehr als bloße Ruhezeit. Er ist die Grundlage für körperliche Erholung, geistige Klarheit und emotionale Stabilität. Während wir schlafen, arbeitet unser Körper auf Hochtouren: Zellen werden repariert, das Immunsystem gestärkt – und auch die inneren Organe wie Leber und Niere übernehmen nachts wichtige Aufgaben der Entgiftung und Regeneration.

Doch viele Menschen finden abends nicht in den Schlaf oder wachen nachts mehrfach auf. Oft sind es scheinbar kleine Dinge, die aber den Schlaf empfindlich stören können.

In diesem Artikel erfährst du:

  • warum gesunder Schlaf für Köper und Geist so wichtig ist
  • welche Störfaktoren ihn beeinträchtigen
  • was du bei Ein- und Durchschlafstörungen tun kannst
  • und wie traditionelle Chinesische Medizin(TCM) den Schlaf betrachtet und du ihn fördern kannst

Warum gesunder Schlaf so wichtig ist

Schlaf ist die Zeit, in der Körper und Geist auf Regeneration umschalten.

Während der Tiefschlafphasen werden Wachstumshormone ausgeschüttet, Zellen repariert und das Immunsystem gestärkt. Im Traumschlaf(REM-Phasen) verarbeitet unser Gehirn Emotionen und Erlebnisse – wichtig für unsere seelische Stabilität und mentale Klarheit.

Doch auch auf organischer Ebene geschieht in der Nacht Entscheidendes:

Viele Organe nutzen die Ruhephase, um wichtige Aufgaben zu erfüllen. Besonders Leber und Niere sind nachts aktiv – sie entgiften, filtern und regenerieren den Körper.

  • Die Leber baut Stoffwechselprodukte und Schadstoffe ab, reguliert den Blutzucker und unterstützt die Hormonbalance
  • Die Nieren reinigen das Blut, scheiden Abfallstoffe aus und helfen, das innere Gleichgewicht von Wasser und Elektrolyten zu wahren

In der traditionellen Chinesischen Medizin(TCM) wird dieser nächtliche Prozess als eine Zeit beschrieben, in der das Qi- die Lebensenergie- harmonisiert wird. Zwischen 1 und 5 Uhr morgens sind laut der chinesischen Organ-Uhr insbesondere Leber und Lunge aktiv. Bei Störungen, kann das langfristig zu Erschöpfung, innerer Unruhe oder körperlichen Ungleichgewichten führen.

Häufige Störfaktoren, die unseren Schlaf beeinträchtigen:

  • Stress und Sorgen: ein aktives Gedankenkarussell verhindert das Abschalten
  • Koffein, Alkohol oder schwere Mahlzeiten oder auch zu viel Rohkost am Abend: sie belasten die Verdauung und stören den natürlichen Schlafrhythmus
  • Blaulicht von Bildschirmen: Es hemmt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin
  • Unregelmäßige Schlafzeiten: Sie bringen die innere Uhr aus dem Gleichgewicht

Was hilft bei Ein- und Durchschlafstörungen?

  1. Abendrituale schaffen: Ein möglichst gleichbleibender Abendrhythmus signalisiert dem Körper: Jetzt wird es Zeit, zur Ruhe zu kommen. Zum Beispiel: Kräutertee trinken, lesen, leise Musik hören, Lavendelduft genießen oder eine kleine Bewegungsroutine aus dem Qi Gong machen
  2. Digital Detox: Mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen keine Bildschirme mehr. Das hilft die natürliche Melatonin-Produktion zu fördern.
  3. Leichte Ernährung & Bewegung: Abends lieber warme, leicht verdauliche Kost und keine stimulierenden Getränke wie Kaffee oder Schwarztee. Sanfte Bewegung oder Dehnübungen aus dem Yoga oder Qi Gong
  4. Atem- und Entspannungstechniken: Atemübungen oder Meditation helfen das Nervensystem zu beruhigen und den Vagusnerv zu stimulieren. Dieser ist der Hauptnerv des parasympathischen Nervensystems und für Ruhe, Erholung und Verdauung zuständig.

Die ganzheitliche Sicht der TCM auf Schlaf und Gesundheit

Die Traditionelle Chinesische Medizin(TCM) betrachtet den Menschen als ein energetisches Gesamtsystem, in dem Körper, Geist und Emotionen untrennbar miteinander verbunden sind. Im Mittelpunkt steht der freie Fluss der Lebensenergie- des „Qi“ und die Balance von Yin(Ruhe, Regeneration) und Yang(Aktivität, Energie). Dieses Qi bewegt sich in einem Netzwerk aus Energiebahnen, den Meridianen, durch den Körper und versorgt alle Organe mit Kraft und Vitalität. Wenn das Qi harmonisch fließt, fühlen wir uns ausgeglichen und gesund. Kommt es jedoch zu Blockaden, Mangel oder einem Überschuss, kann das zu körperlichen oder seelischen Beschwerden führen – etwa zu Schlafstörungen, Erschöpfung oder innerer Unruhe.

Die TCM diagnostiziert über Beobachtung, Zungen – und Pulsdiagnose, um festzustellen, wo das Qi gestaut, geschwächt oder überaktiv ist. Sie unterscheidet deshalb verschiedene Typen von Schlafproblemen, je nachdem welches Ungleichgewicht vorliegt, z.B.:

  • Leber-Qi-Stagnation – häufig durch Stress oder Ärger, zeigt sich als nächtliches Aufwachen zwischen 1 und 3 Uhr
  • Herz- Yin- Mangel – führt zu innerer Unruhe, Herzklopfen und leichtem Schlaf
  • Milz- Qi- Schwäche – äußert sich in Grübeln, Verdauungsproblemen, Müdigkeit

Die Behandlung erfolgt über mehrere Säulen, die sich gegenseitig ergänzen:

  • Ernährung: warm, leicht und regelmäßig
  • Kräutertherapie: unterstützt gezielt Organe und Energieflüsse
  • Akupunktur und Akupressur: Lösen von Blockaden in den Meridianen
  • Qi Gong & Tai Chi: Harmonisieren den Energiefluss durch Bewegung und Atmung

Hier ein einfaches Beispiel für Atemübungen, die den Geist am Abend beruhigen und den Vagusnerv aktivieren:

Setze oder lege dich bequem hin, schließe deine Augen- und beobachte einfach für einen kurzen Moment deine Atmung:

  • zähle die Sekunden, z.B. durch tippen mit dem Finger, beim Einatmen
  • und beim Ausatmen

Versuche langsam das Ausatmen etwas zu verlängern, atme z.B. 4 Sekunden ein und 6 Sekunden aus und mache dies 1-2 Minuten.

Eine etwas speziellere Atemtechnik ist die 4-7-8-Atmung, hier versuchst du deine Atmung für 1-2 Minuten so anzupassen:                        4 Sekunden Einatmen- 7 Sekunden die Luft anhalten- und 8 Sekunden Ausatmen.

Wenn es dir möglich ist, atme durch die Nase ein und auch aus. Fällt dir das Ausatmen durch die Nase schwer, dann atme etwas verlangsamt durch den Mund aus, indem du die Lippen etwas spitzt.

Du kannst die Atemübungen auch gut mit leichten Dehnpositionen oder Bewegungen aus dem Meridian-Yoga oder Qi Gong verbinden. Lass dich dazu von einem Therapeuten beraten oder mache einen Kurs mit.

Fazit

Guter Schlaf ist kein Zufall- er ist das Ergebnis von Achtsamkeit, Balance und innerer Ruhe.

Wer auf seinen Körper hört, Stress reduziert und seinen natürlichen Rhythmus respektiert, kann seinen Schlaf positiv beeinflussen und sich auch tagsüber energiegeladener und ausgeglichener fühlen.

Die Verbindung von moderner Schlafhygiene und Prinzipien aus der TCM bieten dabei einen ganzheitlichen Weg zu mehr Erholung, innerer Balance und echter Regeneration.

Unser nächster Blogbeitrag erscheint am 13.11.2025! Bis dahin wünsche ich Euch eine schöne Zeit und erholsame Nächte :) Eure Nicole